a1r
Vrsacb.1 A1 Vrsacb. Corrected in A2 B. vnd antwortt. das iungkfrawen. kloster. gotlich verlassen mugen.Doctor Martinus2 Latinate form of the name, typeset with abbreviation for the ‘-us’ ending.Luther.
Wittemberg.M. D. xxiij.
a1v

¶ Dem fursiichtigen 3 A1 fursiichtigen; accidental doubling of the ‘i’ through a combination of a ‘si’ liga- ture and a single ‘i’. WA misreads ‘fursüchtig’. ENHG für-/vorsichtig is a loan-trans- lation of Latin prudens as honorific. The Nuremberg ‘Titelbüchlein’ of 1517 recommends using dem fürsichtigen und weisen when writing to an officeholder in major towns (Burgermeyster. Schultheysen oder dapfern eyner ansichtigen Statt, fol. 25r). vnd weyszen 4 = NHG weisen. On the use of y for i and sz for s see 1.3.3. and 1.3.5. Leonhard Koppen 5 Dem ... Koppen: the dedicatee is addressed in the dative form (to Leonhard Koppe, with ENHG dat.m. ending -n). The family name is also given as Koppen in the nominative case: Der narr Leonhard Koppen (a1v). Burger zu Torgaw meynem6 A1 meynē’, the only case for a nasal bar in German standing for an -m. C, E, F, G give the full form meynem. besondern freunde Gnad vnd frid Martinus Luther.durch ein gros vnfall vnd verenderung zukunfftig/ Got tzu GNad vnd frid ynn Christo. 7 Latin dative for Christus (‘in Christ’). Es ist freylich also 8 = NHG genauso (just as, exactly as). wie die schrifft sagt/ dasz niemant kan frumen odder schaden thun 9 = NHG tun. On ’th’ and ‘rh’-spelling see 1.3.5./ er sey denn datzu verordenet von Gott/ wie der Prophet sagt/ 4. Reg. 5. von dem Naaman zu Syrien/ das Gott durch den selben gluck vnd heyl gab dem land Syrien. Widderumb 10 = NHG wiederum, in the obsolete sense of ‘in the same way’. vom konige 11 ENHG dat. sg. ending ‘-e’; on the missing umlaut marking see 1.3.4. Pharao schreybt Mose/ dasz er nicht aus seynem vermugen die kinder Jsrael bedrenget. Sondern Got verstockt seyn hertz da er spricht zu yhm. Darumb hab ich dich erweckt/ das ich meyne macht an dir beweysze/ auff das meyn name verkundigt werde ynn allen landen. Da her trotzt auch Jsaias. 41. allen gotloszen vnd spricht/ Trotz vnd thutt frumen odder schaden/ last sehen. was kundt yhr? Vnd Machab. 5. steht geschrieben. Sie waren nicht des samens der menner durch wilche heyl vnd gluck Jsrael widderfure.12 = NHG widerfuhr (imp. ind. widerfahren ); the ’e’-ending is an East Central German dialect feature.

¶ Mocht yhr 13 Here, Luther addresses Koppe using Ihr, the second-person plural form of address used in formal contexts in ENHG (i. e. where Sie would be used in NHG). sagen. Wo will das hynaus? Dahyn aus/ das yhr eyn new werck gethan habt/ dauon land vnd leuth 14 Alliterative formula for ‘everybody’, taken from oral law where such formulas served as mnemnonic device. singen vnd sagen werden/ wilchs viel werden fur grossen schaden aus schreyen. Aber die 15 = NHG Aber die(jenigen), die es mit Gott halten, ... ENHG die can be both nomi- native and relative pronoun. es mit Gott hallten/ werdens fur grossen frumen preyssen/ auff das yhr gewissz seyt/ das es Gott/ alszo verordeneth hatt/ vnd nicht ewer eygens werck nach radt ist/ vnnd gehen lasszet 16 = NHG auf dass ihr gehen lasst. ENHG subject pronouns were often not repeated. der ienigen geschrey/ die es fur das aller ergist 17 = NHG allerärgste. werck thaddeln werden/ vnd von Gott widder 18 = NHG weder ... noch (neither ... nor). verordenet noch befolhen achten/ Pfw/Pfw/ werden sie sagen/ Der narr Leonhard Koppen hatt sich den verdampten ketzrisschen Monch lassen fangen vnd fe( a2rret tzu vnd furet neun Nonnen 19 On capitalisation for hiasis see Introduction 1.3.8. Also Monch auff eyn mal aus dem kloster/ vnd hilfft yhn yhr gelubd vnd klosterlich leben tzu verleucken 20 = NHG verleugnen (to deny, renounce, renege on). vnd tzu verlassen.

¶ Hie werdet yhr aber mal sagen/ Das ist warlich heymlich gehallten vnd wol verporgen/ 21 = NHG verborgen. Initial ’p’ shows Upper German influence. ia verrhaten 22 = NHG verraten. On the Humanist ’rh-’ spelling cf. Introduction 3.5. vnd verkaufft/ das auff mich erhetzet werde das gantze kloster tzu Nymptzschen/ weyl sie nu 23 = NHG nun. horen/ das ich der reuber geweszen byn. Antwortt ich ia freylich eyn seliger reuber/ gleich wie Christus eyn reuber war ynn der wellt/ da er durch seynen todt dem Fursten 24 Luther uses the form ‘Fürst der Welt’ for the devil also in his hymn ‘Ein feste Burg.’ Title capitalised for hiasis. der wellt/ seynen harnsch vnd haus geredt 25 = NHG Harnisch und Hausgerät. nam/ vnd furt yhn gefangen/ also habt yhr auch disze armen seelen aus dem gefengnis menschlicher tyranney gefurt eben vmb die rechten tzeyt auff die ostern/ da Christus auch der seynen gefengnis gefangen nam.

¶ Das ich aber solchs aus ruffe/ vnd nicht heymlich hallte/ thu ich aus redlichen vrsachen. Erstlich das es nicht darumb ist durch mich angeregt/ dasz es sollt heymlich bleyben/ denn was wyr thun/ das thun wir in gott vnd schewen vns des nicht/ am liecht/ wollt Gott ich kund 26 = NHG ich könnte. auff solche odder andere weysze alle gefangene gewissen erredten vnd alle kloster ledig machen. Jch wollt michs darnach nichts schewen tzu bekennen sampt allen/ die da zu geholffen hetten/ trostlicher zuuersicht Christus der nu widder hatt seyn Euangelion 27 = NHG Evangelium. Luther uses the Greek form εὐαγγέλιον to highlight the et- ymology of the word (eu = good, angelion = message, news); -on is the Greek end- ing for nominative and accusative neuter. an tag gebracht 28 = NHG ans Tageslicht gebracht. vnd des Endechrists 29 = NHG Antichrist, originally meaning ’opposite of Christ’ or 'in place of Christ’ (cf. 1 John 2:18; 2.22; 4:2-3 and 2 John 1.7). The MHG/ENHG form Endechrist is the umlauted form and also associates the Antichrist with the end of the world. reich storet/ wurde hye schutz herr seyn/ obs auch das leben kosten muste.

¶ Czum andern30 = NHG Zweitens (zwei and ander were used interchangeably as ordinal numbers for ‘second(ly)‘ in ENHG). ’Other’ was used in the same way in medieval English where ’second’ would be used in modern English. thu ichs/ der armen kinder vnd yhrer freundschafft ehre tzu erhallten/31 = NHG would be um die Ehre der armen Kinder und ihrer Freunde zu erhalten . An inverted genitive expression; such expressions are uncommon and largely the preserve of literary and poetic language in NHG, e.g. in the titles of Achim von Arnim’s Des Knaben Wunderhorn (1805/08) or E.T.A. Hoffmann’s Des Vetters Eckfenster (1822). denn wie hoch die blinden freuel richter/ solchs auff erden fur ketzerey vnd abtrinnigkeyt schellten (wilchs seyn richter wol32 = NHG gewiss, bestimmt. finden wirt) so haben wyr doch das verwaret/ das niemant sagen thar/ sie seyen durch losze buben vnredlich ausge a2vfurt/ vnd yhrer ehre ynn fahr33 = NHG ihre Ehre in Gefahr bringen or ihre Ehre gefährden. sich begeben. Die weyl34 = NHG alldieweil (now archaic/obsolete), darum. man euch vnd die ewren kan antzeygen. Datzu mus das yder man lassen erbarlich gehandelt seyn/ das sie nicht eyntzelen/ eyne hie hynaus/ die andern dahynaus geloffen sind/ sondern allesampt beyeynander/ mit aller tzucht vnd ehre/ an redliche stett 35 = NHG Stätten; ENHG stat (strong plural stette) can be both Statt and Stadt. vnd ortte komen/ da mit den lester meulern 36 = NHG Lästermäuler. As discussed in Introduction 1, this insult is a term of abuse coined by Luther which is first used against the Pope in Luther‘s pamphlet Grund und Ursach aller Artikel, so durch die römische Bulle unrechtlich verdammt worden (1520). Example of an ENHG compound written as two separate words. die vrsach genomen werde/ yhr lugenhafftige tzungen mit frumen kindern tzu wasschen. Denn das sie solchs widder Gott vnd yhr gelubdt gethan schellten/ wollen wyr leyden vnd wagen.

¶ Czum dritten tzu warnen die hern vom Adel/ vnd alle frume bider leutte/ so 37 = NHG die . so can be used as a relative pronoun in ENHG. Here, it refers to the ‘Herren vom Adel’ and frume bidder leutte in the previous clause. kinder ynn klostern haben/ das sie selbs datzu thun/ vnd sie erausser nemen/ auff das nicht ergers hernach folge. Denn wie wol viel des adels vnd bidder leutte/ der sachen von gottis gnaden verstendig 38 The relative clause (= NHG die der Sache von Gottes Gnaden verständig sind) is im- plied here. This might form an extended adjectival phrase preceding the noun in NHG: obwohl viele der der Sache von Gottes Gnaden verständigen Adlige und Biederleute ihre Kinder und Freundinnen sicher gerne heraus hätten ... yhre kinder odder freundyn 39 = NHG Freundinnen (plural). This word can mean ’female relatives’ as well as ’fe- male friends’ in ENHG. wol gernn eraus hetten vnd doch das exempel schewen/ die ersten 40 This is a strong adjective ending; in NHG, the reader would expect a weak ad- jective ending following the definite article; die erste Bahn zu brechen = (literally) to blaze the first trail. ban tzu brechen. Nu aber sie sehen/ das so viel erbarer kinder/ mit verwarter zucht vnd ehre/ die ban gebrochen haben/ vnd des bekentlich sind41 = NHG und sich dazu bekannt haben. In MHG / ENHG ’bekennen’ + gen.: des (= NHG dessen) bekenntlich sind ./ werden sie mutiger vnd thurstiger42 Hendiadys. Derived from the MHG preterite present turren (obsolete), which is etymologically related to the English verb ’to dare’. werden. Werden aber ettliche tzorniger/ das mus man lassen geschehen/ vnd sich nicht verwundern. Denn sie dencken es sey vnrecht/ nach dem sie biszher verfurt/ nicht anders geleret sind/ Es wirt mit der zeyt besser werden.

¶ Das sey meyn entschuldigunge gegen euch der sunde halben dasz ich solchs ewer werck verraten/ vnd offinbart habe. Auff dasz ich aber auch vnser aller wortt rede/ beyde meyns der ichs geraten vnd gebeten/ vnd ewer mit den ewern die yhrs aus gericht/ vnd der iungfrawen/ die der erlosunge bedurfft haben. Will ich hie mit kurtzlich fur 43 = NHG vor. Got vnd aller wellt rechenschafft vnd anttwort geben/ wie wol ichs sonst ynn andern buchlin reichlich gethan habe/ das alle Christliche hertzen mercken sollen/ wie wyr nicht das vnsere/ sondern zuuor gottis ehre vnd des nehisten bestes a3rgesucht haben. Aber den vnchristlichen hertzen wollen wyr yhren synn lassen/ bis sie es bas 44 = NHG besser. verstehen.

¶ Auffs erst/ das die kinder zuuorn selbs yhr Eldern vnd freundschafft auffs aller demutigst ersucht vnd gebeten haben/ vmb hulff eraus tzu komen/ mit vernunfftigen gnugsamen vrsachen angetzeygt/ das yhnen solch leben/ der seelen selickeyt halben/ nicht lenger zu dulden sey/ sich daneben erbotten zu thun/ vnd zu leyden/ was frum kinder thun vnd leyden sollen. Wilchs yhn 45 = NHG ihnen. alles abgeschlagen vnd versagt ist/ vnd also von yderman verlassen sind/ damit sie recht vnd redlich vrsach gehabt/ ia genottigt vnd gedrungen sind/ yhr gewissen vnd seele zu erredten anderswo wie sie haben kunden/ hulff vnd radt suchen. Vnd die ihenigen so 46 = NHG die (relative pronoun referring to diejenigen immediately before.) Cf. Footnote 37 on so as relative pronoun in ENHG. hie haben kunden helffen vnd radten 47 = NHG die hier haben helfen und raten können./ schuldig geweszen sind/ aus Christlicher liebe pflicht/ die seelen vnd gewissen zu erredten.

¶ Czum andern 48 = NHG Zweitens; cf. above on use of zwei and ander in ENHG. Many of Luther’s works are composed in the style of a bullet-point list (cf. volume 2 in this series, Sermon von Ablass und Gnade, written in twenty bullet points, and volume 3 in this series, Von der Freiheit eines Christenmenschen, written in thirty). But Luther’s lists are not always as systematic as they look. In our pamphlet, Luther uses three separate but related lists: firstly, three reasons why he has chosen to make Koppe’s actions public knowledge; secondly, four reasons why he considers it pleasing to God that nuns should leave their convents; and, finally, two potential counterarguments ac- companied by his refutation of each. ist das eyn hohe wichtige vrsach vnd nott/ das man leyder die kinder/ sonderlich das schwache weyber volck vnd iunge megde ynn die kloster stosset reytzt vnd gehen lest/ da doch keyn teglich vbung ist gotlichs wortts/ ia sellten odder nymer mehr das Euangelion eyn mal recht gehorett wirt. Vnd werden doch ynn den hohisten kampff gestellet. Nemlich vmb die iungfrawschafft zu streytten/ da kaumet vnd gar selten auch die ihenigen bestehen/ die mit gottis wortt allenthalben gerust 49 = NHG (aus)gerüstet. vnd mit hoher seltzamer wunderbarlicher gnad erhaben sind. Es darff 50 = NHG Es bedarf der Mühe, ist mühevoll (MHG dürfen + gen.).muhe/ die ehliche keuscheyt tzuhallten/ auch mit beystand gottlichs wortts/ vnd dis iunge torichte unerfarne weyber volck/ wirt dahyn gestossen da der streyt am herttisten vnd mechtigisten ist. O der vnbarmhertzigen eldern vnd freunden/ die mit den yhren so grewlich vnd schrecklich faren 51 = NHG verfahren./ O der blinden vnd tollen Bisschoff vnd Ebten die hie nicht 52 = NHG weder ... noch. Double negatives were frequently used for hiasis in negative statements in ENHG. sehen noch fulen/ was dye armen seelen leyden/ vnd wie sie verterben. 53 E (the Augsburg edition, see Introduction 2) has O der selben Bischoff und Epten , referring back to the description of the former nuns’ families and friends as ’unchar- itable’ in the previous sentence, thus softening Luther’s criticism of the bishops and abbots as ‘blind und toll’ in this passage.

A iij

a3v

¶ Disze vrsach das man Gottis wort mangeln mus/ ist alleyne gnug/ ob sonst keyn andere were/ vns alle zu entschuldigen/ ia tzu loben vnd tzu preyssen fur Gott vnd der wellt/ das man aus klostern lauffen/ helffen vnd ratten soll/ das die seelen eraus geryssen/ gefurt/ gestolen vnd geraubt werden/ wie man kan/ vnangesehen 54 = NHG ungeachtet./ ob tausent eyd vnd gelubd geschehen weren/ Denn wissentlich ists/ das ynn klostern/ sonderlich 55 = NHG besonders. nonnen klostern Gottis wort teglich nicht gehet/ vnd am meysten ortten nymer mehr/ sondern sich nur blewen vnd treyben mit menschen gesetzen vnd wercken. So ists widderumb gewissz/ das man on gottis wort teglich fur gott nicht leben kan. Vnd keyn gelubt fur Gott gellten odder halten kan/ da mit man sich an den ortt verbindet/ da 56 = NHG wo.keyn gottis wortt gehet/ vnd den ortt lest 57 = NHG verlässt. da gottis wort gehet/ Denn es ist solch gelubd eben so viel/ als got verleugnen weyl wyr alle tzu gottis wort verpunden sind.

¶ Auffs dritte/ ist das kundlich vnd offinbar/ das eyn mensch mag wol getzwungen werden 58 = NHG dass ein Mensch wohl gezwungen werden mag. The position of the finite verb in ENHG is more flexible. fur der wellt tzu thun/ das er nicht gerne thut. Aber fur Gott/ vnd ynn Gottis dienst/ soll vnd kan keyn werck noch dienst getzwungen vnd vngerne geschehen/ Denn Gotte 59 East Central German retains dative ending more frequently, here Gotte as object for gefallen; used despite God being also the subject of the following clause where it should be nominative Gott (will auch nicht). gefallen nicht vnd will auch nicht haben getzwungene vnwillige dienste. Wie .S. Paulus. 2. Corin. 9. sagt. Gott hatt lieb ein frolichen geber/ on tzweyffel ist er widderumb feynd eym vnfrolichen vnwilligen geber. Daher auch .S. Paulus die edle iungfrawschafft nicht haben will/ wo sie ertzwungen vnd vnwillig geschicht. 1. Cori. 7. Solche froliche lust aber zu gottis dienst gibt widder kloster noch kappen/ widder gelubd noch werck/ sondern alleyn der heylige geyst.

¶ Wie viel meynstu aber das Nonnen60 Capitalised for hiasis. ynn klostern sind/ da das teglich gottis wort nicht gehet/ die frolich a4rvnd mit lust vngetzwungen yhren gottes dienst thu vnd orden trage? 61 A, C, D, E have singular, probably a typo of A not using the types with nasal bars ’thū’ and ’tragē’ for the plural forms thun and tragen; B, F, G, H correct to plural. freylich vnter thausent kaum eyne. Was ists denn das 62 = NHG Was ist es [i.e. the reason] denn, dass. du solchs kind lessist also seyn leben vnd 63 A1 vnv, corrected A2 and following editions (not mentioned in the WA list of typographical errors). alle seyne werck verlieren/ vnd datzu die helle damit derdienen?64 A1, A2 derdienen; corrected in B and following editions; ‘v’ and ‘d’ are similar in this typeface. Were es nicht besser/ wenn sie ia etwas vngerne/ vnd mit vnlust thun soll/ sie were ehlich vnd thet solche muhe/ vnd vnlust ym ehlichen standt euserlich gegen die menschen/ als65 = NHG wie (zum Beispiel). yhr man/ kind/ gesind vnd nachbar etc. Weyl denn Gott keyn dienst gefellt es gehe denn willig von hertzen vnd mit lust. So folget das auch keyn gelubd weytter gellten noch geschehen noch gehallten werden soll/ denn so fern die lieb vnd lust da ist/ das ist/ so fern der heylige geyst da ist. Darumb nun solch gelubt/ on lust vnd geist geschicht/ achtets got nicht vnd nympts nicht an. Das also/ dis auch eyn gnugsame vrsach ist/ gelubd vnd kloster tzu lassen vnd yderman eraus tzu helffen ynn einen andern standt.

¶ Auffs vierde/ Wie wol man sich diszer vrsach schier schemen mus/ so ists doch fast der grossisten eyne/66 fast, adverb of fest, has a much stronger meaning in ENHG than it does in NHG; similarly, ENHG groß does not only mean ’great’, as in NHG, but also ’frequent’. The practice of placing dependent genitives before a number has become obsolete in NHG. An approximate NHG equivalent of this phrase would be it Sicherheit eine der größtenm. kloster vnd kappen tzu lassen/ Nemlich/ das vnmuglich ist/ die gabe der keuscheyt so gemeyne67 = NHG allgemein, (weit) verbreitet. The meaning ‘universal’ for gemein survives in NHG as adjective only as ‘a common plant / species’ and in nouns such as Gemeinschaft. sey/ als 68 The ENHG comparative particle als (from MHG alsô) has been replaced by wie in NHG. die kloster sind/ Denn eyn weybs bild 69 The suffix ’bild’ indicates that Luther is referring to the concept of women in general (in the sense of the form of the female body) rather than one specific woman. ist nicht geschaffen iungfraw tzu seyn/ sondern kinder zu tragen/ wie Genesis. 1. Gott sprach nicht alleyne tzu Adam/ sondern auch zu Heua/70 Luther uses the spelling of Eve with an initial ’H’ to be closer to the Hebrew etymology of the name which is given in Genesis 3:20, which he translates as: VND Adam hies sein Weib Heua | darumb | das sie eine Mutter ist aller Lebendigen, and glosses it as follows: Hai ⁄ heisst Leben | Da her kompt Heua oder Haua | leben oder lebendige. Heva is also the form used in the Latin Vulgate translation of the Bible. seyt fruchtbar vnd mehret euch / wie das auch die leyblichen gelidmas weyblichs leybs/ von Gott da tzu eyngesetzt beweyszen.71 The section from seyt fruchtbar vnd mehret euch to von Gott datzu eyngesetzt beweyszen has been manually underlined by a reader in the Taylorian copy. Vnd solchs ist nicht tzu eynem weyb/ noch tzu tzweyen/ sondern tzu allen gesagt/ vnd keyne ausgeschlossen. Got zihe sie denn selber aus/ nicht durch vnser gelubd odder freyen willen/ sondern durch seynen eygen radt vnd willen mechtiglich/ wo er das nicht thutt/ soll ein weybs bild/ eyn weyb bleyben/ frucht tragen/ datzu 72 = NHG wozu. es gott geschaffen hat/ vnd nicht besser a4vmachen denn 73 The ENHG comparative particle denn has been replaced by NHG als and only survives in certain set expressions such as mehr denn je (‘more than ever’). ers gemacht hatt.

¶ Jtem 74 = Item (Latin for ’likewise’, ’similarly’) is used as a structuring device like a bullet- point, often in combination, like here, with a the paragraph mark ¶. da er Heua verfluchte/ nam er yhr nicht den weyblichen leyb/ noch weybische gelidmas. Widderrieff auch nicht seynen gesprochen segen vber sie/ das sie sollt fruchtbar seyn/ sondern bestettigt den selben vnd spricht/ Jch will dyr viel muhe schaffen/ wenn du schwanger gehest/ dysze plage ist auch nicht vber eyns odder tzwey weyber gesagt/ sondern vber alle/ das75 = NHG so dass. die wortt lautten/ als sey got gewissz/ das alle weyber werden schwanger seyn/ vnd sollen disze plage tragen/ on wilche er selbs aus nympt.76 = NHG außer denjenigen, die er selbst davon ausnimmt. Da widder kan yhe keyn gelubt noch bund gelten noch hallten/ Denn es ist gottis wort vnd gemechte.

¶ Hie thun sie denn tzwo 77 A feminine form of zwei (same etymology as English two), corresponding to the following feminine plural eyn rede (= NHG Einreden, Einsprüche); masculine form zween and neutral form zwei, standardised to zwei regardless of gender. Zwo survives in spoken language in some Austrian and southern German dialects. It is also sometimes used for additional clarity in standard speech to ensure that the listener does not mishear zwei as drei. eyn rede/ Die erst/ Man solle die gelubd hallten/ Das ist warlich war/ wenn du gottlich gelobist/ das deyn ist/ vnd ynn deyner macht steht. Jch horet hie zu/ eyn gelerten man eyn mal sagen. Meyn mutter hatt gelobt. Jch sollt eyn bischoff werden. Wie soll ichs hallten? Deyn ists aber nicht iungfraw seyn/ widder eyngesetzte natur/ Sondern wie .S. Paulus sagt. 1. Corin. 7. Es ist eyn gottis gabe/ Wie ich nu keyn Gottis gabe kan geloben/ szo kan ich auch keuscheyt nicht geloben. Es mus alles zuuor meyn seyn/ ehe ichs gelobe. Wie auch Samuels mutter yhren son Gott gelobet/ wo er yhr den selben zuuor geben wurde 1. Reg. 1. Also sollt man auch keuscheyt geloben/ szofern sie Gott geben wurde/ wo nichts/ das das gelubde nicht were.

¶ Leszen wyr doch auch. 1. Reg.14. das Saul auch gelobt tzwey mal mit eym 78 = NHG einem. eyde/ das niemant des tags essen sollt/ vnd auch seynen son tzu todtenn/ Dennoch must ers lassen/ vnd Gott weret79 = NHG (ver)wehrte. es yhm/ durchs volck vnd seynen son. Da mit yhe Gott gnugsam beweyszet80 = NHG bewiesen (past participle) here in the sense of ‘darauf hinweisen’. MHG wîsen / ENHG weisen is predominately a weak verb and only uses strong forms from the 16th century onwards. hatt/ das vnchristliche/ vnd schedliche gelubd nichts b1rtzu hallten sind/ ob sie gleich auch mir 81 WA reads nur here, following G. A1, A2, B, C, E, F mir, D mit, H my. dem leben schaden/ viel mehr wirtt er die gelubd verdamnen/ die der seelen schaden vnd verderben sind. Vnd ist dis exempel woll zu mercken/ das nicht gnug ist gesagt/ ia ich habs gelobt/ ich mus hallten/ lieber/ sihe tzuuor/ obs muglich vnd gotlich ist/ was du gelobest/ sonst wenn vnmuglich gelubd gulde/ mochtestu wol geloben/ eyn mutter gottis werden wie Maria.

¶ So sprechen sie aber mal/ obs gleich vnmuglich sey/ so kan mans mit beten erlangen/ wie. S. Hierony[mus]82 A1 Hieron. Abbreviated form of ‘Hieronymus’ for ‘Jerome’. leret. Antwort/ auffs erst. Got gebe myr nur nicht viel der keuscheyt . S. Hieronymi/83 Latin genitive form of ‘Hieronymus’. wilcher selbs bekennet/ dasz er seyns fleysschs wueten vnd brunst mit keyner fasten noch muhe tzemen 84 = NHG zähmen. kund/ Wie vil besser were yhm geweszen/ nach. S. Paulus rad? freyen/ denn also brennen/ Vnd ist hyryn sein exempel nicht gutt nach zu folgen. Denn keuscheyt hat wol anfechtung/ aber solch tegliche brunst vnd wueten ist eyn gewissz tzeichen/ das Gott nicht gegeben hatt noch geben will die edle gabe der keuscheyt/ die da mit willen on nott gehalten werde.

Auffs ander/ man kan freylich alles von Got erlangen mit beten. Er will aber auch vnuersucht seyn. Christus hette sich wol kunden von der tzynnen85 Weak dat.sg. of ENHG zinne = battlement; in NHG the plural Zinnen is used. des tempels ernydder lassen/86 = NHG hätte sich wohl (in the sense of ‘gewiss’) ... herniederlassen können. wie der teuffel furgab/87 ENHG für-/vorgeben = to suggest. Er wollts aber nicht thun/ weyl es nicht nott war/ vnd wol auff ander weysze kund erab komen.88 = NHG und er wohl ( = gewiss) auf eine andere Weise herunterkommen konnte. The er in the final clause is implied because it would have been deemed obvious from the context that kund erab komen is governed by the pronoun Er (i.e. Christ) which appears two clauses previously. Jch kund89 = NHG Ich könnte (imperfect subjunctive setting out a hypothetical situation). auch wol mit beten erlangen/ das ich nicht esse noch truncke 90 Double negative for hiasis; subjunctive for describing a hypothetical situation. was auff erden wuchsze.91 Imperfect subjunctive form of wachsen. Weyl aber das nicht nott ist/ vnnd Gott myr sonst so viel geben hat/ das ich essen sall vnd kan/ soll ich yhn nicht versuchen/ das lassen liegen/ das er gegeben hatt/ vnd eyn anders on nott gewartten/ das er nicht gegeben hatt/ denn da were Gott versucht.

¶ Also auch hie/ weyl er man vnd weyb hat geschaf b1vfen/ das sie zu samen sollen/ soll ich myr nicht fur nemen92 = NHG sich etwas vornehmen in the sense of ’to set out to’, ’to plan to’. eyn andern stand/ vnd ihenen liegen lassen/ aus eygenem furwitz vnd mutwillen/ Denn da mit gebe ich mich93 = NHG begebe ich mich. on nott vnd vrsach ynn ferlickeyt/ vnd versuche Gott/ syntemal wol eyn ander gottlich stand da ist/ da ich der ferlickeit vnd versuchung nicht bedarff. Denn wer dringet mich odder berufft/ dasz ich on ehe bleybe? Was ist myr die iungfrawschafft von notten/ weyl ich fule das ich sie nicht habe/ vnd Gott mich sonderlich nicht datzu berufft/ vnd weysz doch/ das er mich tzur ehe geschaffen hatt?

Darumb willtu94 = NHG willst du (in the sense of wenn du Gott um etwas bitten willst). ettwas bitten von Gott/ so bitt das dyr nott ist/ vnd da dich die nott tzu dringet. Jst dyrs aber nicht nott/ so versuchstu yhn gewiszlich mit deynem gepett/ Denn seyn name heyst Adiutor in oportunitatibus in tribulatione. Nothelffer Psalm. 10. Nemlich das er hilfft nur da alleyne/ da sonst keyn hulff vnd mittel durch yhn tzuuor geschaffen ist.

¶ Die Ander eynrede ist/ das es ergerlich sey widder den gemeynen allten brauch vnd lere/ vnd der schwachen gewissen95 Inverted genitive expression (= NHG das Gewissen der Schwachen). sey tzu schonen. Antwortt/ Ergernis hyn Ergernis her. Nott bricht eyszen/ vnd hatt keyn ergernis. Jch soll der schwachen gewissen schonen/ szo fern es on fahr meyner seelen geschehen mag. Wo nicht/ szo soll ich meyner seelen radten/ es erger sich dran die gan tze odder halbe wellt/ Nu ligt hie der seelen fahr ynn allen stucken. darumb soll niemant von vns begeren/ das wyr yhn nicht ergern. Sondern wyr sollen begern/ das sie unser ding billichen/ vnd sich nicht ergern/ das foddert die liebe.

¶ Das will ich auff disz mall meyn gutter freund kurtzlich tzur veranttworttung gegeben haben/ fur euch/ fur mich/ vnd fur disze iungfrawen/ auch fur alle die diszem exempel wollen nach folgen/ byn auch gewissz/ das wyr b2rda mit fur Gott vnd der wellt vnuertaddelich bestehen wollen. Aber den widdersachern vnnd verstockten kopffen/ den96 = NHG denen. Gott selber nicht kan gnug thun/ wollen auch wyr vns nicht vermessen97 = NHG wollen wir nicht so vermessen sein (sich vermessen is now only used in the sense of ’to get a measurement wrong’ in NHG). gnug tzu thun/ szondern sie lassen toben vnd lestern/ bis sie es mude werden. Wyr haben eynen richter vber vns der wirt recht richten.

¶ Jch will aber auch die iungfrawen hye nennen/ auff das alles ia frey am tage sey/ Vnd sind nemlich dysze. Magdalena Staupitzyn/98 The modern, normalised forms of the three women’s surnames ending with -in are ‘Staupitz’, ‘Canitz’ and ‘Gross’. The naming convention of adding the High German suffix -in (or its equivalent in other German dialects) to women’s surnames appears to have developed around the same time as surnames began to be used in the German-speaking world in the twelfth century and persisted into the eighteenth century. As can be seen from this list of names, it was only applied to the surnames of ordinary people, never those of the nobility. Elisabeth Canitzyn. Vronica Zesschaw/ Margaretha Zesschaw yhr schwester Laneta von Golis/ Aue Grossyn/ Katherina von Bore/ Aue von Schonfelt/ Margaretha von Schonfeldt yhr schwester. Der almechtig Gott wollt gnediglichen erleuchten alle freunde der ihenygen/ szo99 = die (relative pronoun). mit far100 = NHG Gefahr. vnd vnlust ynn klostern sind/ das sie yhn trewlich eraus helffen 101 = NHG ihnen treulich heraushelfen. Wilche aber geyst verstendig sind/ vnd klosterey nutzlich wissen zu brauchen/ vnd gerne drynnen sind/ die lassz man bleyben ym namen Gottis.

¶ Hie mit befelh102 = NHG anempfehle (commend). Gott befohlen as phrase of farewell survives in archaic or elevated style into modern times. ich euch Gott/ vnd grust103 = NHG grüßt (imperative). myr ewr liebe Audi104 A diminutive form of Agathe (indicating friendly endearment). vnd alle freunde ynn Christo Gegeben tzu Wittemberg am Freytag ynn der osterwoche. Anno.105 Abbreviation of Latin Anno Domini. 1 5 2 3

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Title: Vrsacb vnd antwortt. das iungkfrawen. kloster. gotlich verlassen mugen.
Author: Luther, Martin, 1483-1546
Edition: Taylor edition
Series: Taylor Editions: Reformation
Editor: Edited by Kira Kohlgrüber

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This is a facsimile and transcription of Vrsach vnd anttwortt, das iungkfrawen. .. It is held by the Taylor Institution Library (shelf mark: ARCH.8o.G.1523(34)).

The transcription was encoded in TEI P5 XML by Kira Kohlgrüber

Availability

Publication: Taylor Institution Library, one of the Bodleian Libraries of the University of Oxford, 2023. XML files are available for download under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License . Images are available for download under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License .

Source edition

Luther, Martin, 1483-1546 Vrsacb vnd antwortt. das iungkfrawen. kloster. gotlich verlassen mugen. Wittemberg : [s.n.], 1523  

Editorial principles

Created by encoding transcription from printed text.

Edition type: This edition is a diplomatic, faithful edition.

Non-standard characters: This edition has aimed that all characters and glyphs have been maintained to fit with the appearance of the source material. This extends to the inclusion of characters such as the double lined hyphen, ligatures and the long 's', as well as the maintaining of the v/u exactly as is printed in the source.

Formatting: Paragraph indents have been manually added to fit the source material. Hyphens have been encoded to match the source material whilst remaining machine operable. Line breaks and paragraphing has also been used to match source material. Readable fonts are used to mark the original font used whilst being accessible to readers.

Abbreviations: Abbreviations have been maintained to match source material.